Hun­de­haare im Wald: Schäd­lich, hilf­reich oder irrele­vant?

Pfoten­funk fragt den Forst.

Nach Fak­ten gefragt.

Die Bei­träge zu den Risi­ken durch Hun­de­haare im Wald häu­fen sich auf Social Media Por­ta­len. Meist mit unbe­leg­ten Argu­men­ten. Die besag­ten Stu­dien dazu sind ange­prie­sen aber nicht ver­linkt und unauf­find­bar. Selbst bei Peta blie­ben Quel­len­an­ga­ben aus und meine Nach­frage blieb bis heute unbe­ant­wor­tet. Es blei­ben viele offene Fra­gen.

Wer weiß bes­ser was dem Wald scha­det als der Forst? Wenn etwas den Vögeln im Wald scha­det, wüss­ten Förs­ter das doch als Erste oder? Also hab ich nach­ge­fragt bei Fors­t­er­klärt und dem Staats­be­trieb Sach­sen­forst. Die Ant­wor­ten fiel jeweils ziem­lich gleich aus, nur unter­schied­lich aus­führ­lich, des­halb habe ich sie nach­fol­gend zusam­men gefasst.

 

Frage Num­mer 1) Hun­de­haar scha­det Vögeln, stimmt das?

„Das wäre neu. Vögel nut­zen ver­schie­dene Mate­ria­lien, dar­un­ter auch Haare. Wenn es gefähr­lich wäre, hät­ten sie es wahr­schein­lich längst gemie­den. Es gibt ledig­lich Berichte von Natur­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen, dass Jung­vö­gel sich mit Haa­ren Glied­ma­ßen abschnü­ren kön­nen. Das Pro­blem könnte sich jedoch gene­rell auf län­gere Haare bezie­hen, z.B. auch vom Men­schen. Wir kön­nen das nicht bewer­ten, da uns dazu keine ver­läss­li­chen For­schungs­ar­bei­ten bekannt sind.“

 

Frage Num­mer 2) Hun­de­haare ver­rot­ten nicht. Ist dem so?

„Es gibt keine Hin­weise dar­auf, dass Hun­de­haare im Wald anders ver­rot­ten als andere orga­ni­sche Mate­ria­lien. Spe­zi­elle Belege oder Gegen­be­lege gibt es dazu nicht. Im Wald haben aus­ge­kämmte Hun­de­haare jedoch grund­sätz­lich nichts ver­lo­ren. Natür­lich ver­lie­ren Hunde bei einem Wald­spa­zier­gang auch Haare, das ist ganz nor­mal. Aber aus­ge­kämmte Hun­de­haare, die dann in grö­ße­ren Men­gen hin­ter­las­sen oder depo­niert wer­den, gehö­ren nicht in das Öko­sys­tem und sind ein Fremd­ein­trag wie bei­spiels­weise Grün­schnitt auch.”

 

Frage Num­mer 3) Hun­de­haare sol­len inva­sive Arten för­dern. Wie? Und von wel­chen ist da die Rede?

“Dazu sind uns keine ver­läss­li­chen Infor­ma­tio­nen oder Belege bekannt.”

 

Was sagt das Inter­net? Eine KI recher­chiert.

Das Inter­net zu durch­fors­ten* kann Stun­den dau­ern. Außer man ist eine KI. Also habe ich zusätz­lich eine KI zu dem Thema befragt und nach Quel­len gebe­ten. Mal schauen was sie gefun­den hat.

*(Anm.d.Red.: Bemerkt jemand das Wort­spiel?)

Es gibt keine spe­zi­fi­schen Stu­dien, die bele­gen, dass Hun­de­haare inva­sive Arten för­dern. Haare, die beim natür­li­chen Haar­ver­lust im Wald ver­blei­ben, stel­len kein gro­ßes Pro­blem dar. Grö­ßere Men­gen aus­ge­kämm­ter Haare soll­ten nicht in den Wald ein­ge­bracht wer­den, da sie als Fremd­ma­te­rial betrach­tet wer­den und das Öko­sys­tem stö­ren könn­ten, aber kon­krete Aus­wir­kun­gen von Hun­de­haa­ren sind nicht doku­men­tiert. Hunde­haar ver­rot­tet ledig­lich lang­sa­mer als pflanz­li­ches Mate­rial. Anti­pa­ra­si­ten­mit­tel könn­ten die Zer­set­zung theo­re­tisch ver­lang­sa­men, jedoch gibt es auch dazu keine umfas­sen­den Stu­dien.

Vögel nut­zen oft Tier­haare für den Nest­bau, aber es besteht das Risiko, dass sich Jung­vö­gel in lan­gen Haa­ren ver­fan­gen und ver­let­zen. Natur­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen wie der NABU emp­feh­len daher keine Hun­de­haare gezielt als Nist­ma­te­rial aus­zu­le­gen.“

Nist­ma­te­rial für Stadt-Vögel

Die Sache mit den Ziga­ret­ten­stum­meln in Nes­tern.

Meh­rere Stu­dien und Berichte zei­gen, dass Vögel in städ­ti­schen Gebie­ten Ziga­ret­ten­stum­mel in ihren Nes­tern ver­wen­den. Da diese kaum Fell von Wild­tie­ren ver­füg­bar haben, grei­fen sie auf alter­na­ti­ves Mate­rial zur Aus­klei­dung zurück. Die ent­hal­te­nen Che­mi­ka­lien, v.a. Niko­tin, weh­ren Para­si­ten ab, was den Vögeln kurz­fris­tig hilft jedoch sind die ent­hal­te­nen Gift­stoffe schäd­lich für die Jung­vö­gel und kön­nen deren Ent­wick­lung beein­träch­ti­gen. Vögel haben sich diese Eigen­schaft zu nutze gemacht, wäh­len aber eher Tier­haare sofern ver­füg­bar. Ledig­lich in der Stadt ist es hilf­reich, klei­nere Kurz­haar Depots zum raus­zup­fen anzu­bie­ten. Nicht aus­ge­legt son­dern in Vogel­häu­sern o.ä. 

 

Pfoten­funk Fazit

Schluss­end­lich stimmt der Fakt, dass ver­mehrt aus­ge­leg­tes Hun­de­haar kon­tra­pro­duk­tiv für Flora und Fauna im Wald ist. Aber das liegt nicht spe­zi­ell am Hun­de­fell, son­dern an der Menge und Länge des Haars. In der Stadt hin­ge­gen ist es hilf­reich, klei­nere Kurz­haar Depots anzu­bie­ten.

 

Quel­len­nach­weise:

https://​www​.sci​en​ce​daily​.com/​r​e​l​e​a​s​e​s​/​2​0​2​3​/​0​7​/​2​3​0​7​0​9​2​0​2​4​5​5​.​htm

https://​www​.news​ci​en​tist​.com/​a​r​t​i​c​l​e​/​2​1​1​4​0​0​3​-​c​i​g​a​r​e​t​t​e​-​b​u​t​t​s​-​h​e​l​p​-​u​r​b​a​n​-​b​i​r​d​s​-​w​a​r​d​-​o​f​f​-​m​i​t​es/

https://www.nature.com/articles/d41586-019–00322‑0

Das Inter­view mit dem Sach­sen­forst und Felix von Fors­t­er­klärt.