Keinen Hunger? – Wenn der Hund nicht frisst.
Das Hundetier frisst einfach nicht. Vor allem bei Neuankömmlingen oftmals ein Thema. Aber es gibt vereinzelt auch Hunde, die einfach mäkelig sind. Meist sind es ausgerechnet die, welche eh schon schlecht Gewicht ansetzen. Da passt mein Frido wieder als Beispiel:
Er hat ein paar Unverträglichkeiten, muss Pankreasenzyme ergänzt bekommen, da er selbst nicht genug produziert und er mäkelt regelmäßig. Den Hund zum Essen zu bewegen, kann manchmal eine Herausforderung sein.
Unvorstellbar für die meisten HundebesitzerInnen, deren Hunde wahrscheinlich so ziemlich alles, sofort dankend, verzehren würden. Aber was kann man tun mit einem mäkeligen Hund?
Tipps und Tricks
1. Routinen schaffen
Hunde finden sich besser ein, wenn nicht jeder Moment für sie etwas neues bringt, sondern ein wenig absehbar ist was kommt. Tagesstruktur hilft und kurbelt unter anderem den Appetit natürlich an, durch die Macht der Gewohnheit. Was oftmals ein Nachteil ist, kann in dem Fall ein Vorteil sein: Essen um die selbe Zeit.
Wer einen ziemlich regelmäßigen Tagesablauf hat, sei es durch den Job oder Familienalltag, der füttert meist auch zu den selben Zeiten. Das merkt sich nicht nur der Hund, der auf einmal die Uhr kann und lieber schonmal 10min vorher darauf hinweist, dass es bald Essenszeit ist, sondern auch der Magen, der schonmal die Magensaftproduktion ankurbelt. Weshalb das Hundetier dann erst recht drängelt, weil der Magen knurrt.
2. Ruhe statt Ablenkung
Ein ungestörter Futterplatz, wo nicht andauernd jemand vorbei rennt oder ins Zimmer kommt. Das gilt auch für andere Haustiere, die immer wieder den Blick auf den potenziellen Nachschlag haben.
Diesen Satz haben zu meinen Vermittlungszeiten ausnahmslos alle Adoptanten zu hören bekommen und auch heute, weise ich in vorbereitenden Eingewöhnungsgesprächen darauf hin. (Siehe Bereich Adoptionsberatung.)
Vor allem wenn der Hund aus einem Shelter einreist, sollte er erst einmal ungestört Essen können. Je nach Vorgeschichte und Vergangenheit ist Futter eine wichtige Ressource, die ggf. verteidigt und gierig verschlungen wird. Dann gibt es da aber noch die Hunde, die sich in Gegenwart anderer nicht trauen zu essen. Eventuell haben sie dabei schlechte Erfahrungen gemacht, wurden über Futter eingefangen. Oder sie wurden wegen Futter von anderen Hunden attackiert und möchten dieses Risiko nicht noch einmal eingehen.
Deshalb ist es wichtig dem Hund Zeit zu geben, nicht alle 5 min nach zu schauen und auch nicht den Napf wieder sofort wegnehmen, weil nicht gegessen wird. Manche Hunde essen anfänglich bewusst nur nachts, für sich, in Ruhe.
3. Handfütterung
Manche Hunde brauchen Support. Dabei sitzen und den Napf halten oder Füttern aus der Hand, kann da oft schon helfen. Manchmal hilft es auch etwas Futter minimal an die Schnute zu streichen, beim sauber lecken kommt man dann doch auf den Geschmack. Die Geschmackssensoren instruieren die Speichelproduktion und kurbeln den Appetit an. Bei Trockenfutter gestaltet sich das natürlich etwas schwieriger. Nach Möglichkeit stellt man das Futter um, also nicht von A nach B, sondern inhaltlich oder man macht es schmackhafter.
4. Futterplatzwahl
Manchmal ist umstellen aber tatsächlich wortwörtlich gemeint und sinnvoll. Wir hatten z.B. Fridos Futterplatz am Heizkörper stehen, im Sommer hat das nicht gestört. Im Winter war ihm die Wärmeausstrahlung zu viel und er wollte dort nicht essen. (Nein nicht weil das Futter angewärmt wurde, das gibt es immer nur frisch hingestellt.) Wir haben seinen Platz gewechselt und er konnte erleichtert essen.
5. Die Temperatur
Sie spielt tatsächlich eine Rolle. Natürlich sollte ein Futter nicht von der Heizung erwärmt sein oder noch heiß vom Kochen. Aber auch Futter aus dem Kühlschrank ist ungewohnt und dazu wenig förderlich für die Verdauung, da der Körper zusätzlich zu tun hat, die Masse auf Körpertemperatur anzuwärmen. Das kostet zusätzlich Energie und kann zu Erbrechen führen. Zimmertemperatur bzw. lauwarm ist weder unangenehm noch schwer bekömmlich.
6. Konsistenz ändern
Hunde aus Sheltern bekommen meist sehr aufgeweichtes Futter da es gestreckt werden muss. Eine Suppe aus Fleischabfällen, Nudeln, Brot und Futterspenden, ist in den meisten ausländischen Tierheimen Alltag. Das Futter in Wasser aufquellen lassen ist in den meisten Fällen schon des Rätsels Lösung, denn sie kennen es nicht anders.
Wenn möglich erfrag welcher Hersteller überwiegend gefüttert wurde, durch Spenden variiert das Futter jedoch meist stark.
7. Den Geschmack verändern mit Toppings
Ein mittel zum Zweck, was in kleinen Mengen die Ration nicht zu stark beeinflusst, dafür aber den Geschmack. Natürlich muss dabei berücksichtigt werden welche Komponenten in Frage kommen und welche nicht.
Generell eignen sich als Toppings:
- Knochenbrühe
- Joghurt, Kefir, Quark oder Hüttenkäse (1/2–1TL je nach Hundegröße)
- Thunfischwasser (nicht den in Öl)
- Pansenmehl
- Leberwurst in Wasser etwas angerührt (1/2–1TL je nach Hundegröße)
- Lungenflocken
- oder vegane Alternativen
8. vegane Toppings
Wer ein pflanzliches Hilfsmittel nutzen möchte, sollte mal bei MyOkee vorbeischauen. Dort gibt es ein schmackhaftes Gemüse un Obst Pulver zum anrühren. Damit rühre ich im Sommer Wasser an, da Fynja so schlecht trinkt, wie Frido frisst. So ein „smoothie“ animiert sie eher zum Trinken und so muss es nicht ständig Thunfisch oder Milchprodukte sein, was im Sommer oder unterwegs eher ungeeignet ist. Das Pulver lässt sich auch super in Futter einrühren.
9. Appetitanregende Supplemente
Gern wird Appetit anregende Bierhefe genutzt, sie enthält sowohl Mineralstoffe als auch Spurenelemente, welche zwar in jeder Ration vorkommen abr nicht wohlmöglich überdosiert werden sollten. Die Angaben nach Hersteller gelten lediglich generell und nicht individuell. Viele Hunde vertragen Bierhefe leider garnicht so gut, sie reagieren mit Übersäuerung und Durchfall. Siehe dazu auch: https://barf-einfach.de/vorsicht-mit-dem-wundermittel-bierhefe/
10. Austricksen
Man soll ja niemanden manipulieren, aber wenn es um die Gesundheit geht, darf man auch mal unfair spielen. Wie erwähnt wollen manche Hunde nicht essen, WEIL andere Hunde eventuell Anspruch erheben könnten. So wie Fynja, die wenn sie fertig gegessen hat, passiv sitzend, mit ihren Blicken Fridos Rücken durchbohrt. Aber es gibt auch Hunde, die erst essen, wenn es potenzielle Futterrivalen gibt. Dann doch lieber aufessen statt überlassen. Das wäre Trick 1.
Trick 2 wäre, das Essen vom anderen Hund ist immer interessanter. Ich habe auch schon Fridos Essen in Fynjas geleerten Napf gekippt und so getan als wären es ihre Reste. Siehe da, weg war die Ration. Dabei bitte beachten ob Hund 1 Komponenten bekommt die Hund 2 nicht essen darf, da reichen manchmal Kleinstmengen für Reaktionen. Und bei Medikamenten bitte auch darauf verzichten oder vorher die Schale auswischen, wenn das tricksen dann noch klappt.
Ich hoffe da war auch etwas für deinen mäkeligen Vierbeiner dabei.
Viel Erfolg, lieben Gruß Jenna.